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Beitrag vom 30.10.2006
No. 2. Interview mit Ruby Dee
Tatjana Zilg
Auckland. Die Nanna einer Fidschi-Familie beschließt spontan, dass die Zeit für ein großes Familienfest gekommen ist. Zur Überraschung und anfänglichen Verärgerung ihrer EnkelInnen und Kinder
Wein, Gesang, Gelächter und Tanz. Lange Zeit ist es her, dass das Leben im Haus von Nanna Maria (Ruby Dee) in seiner ganzen Fülle spürbar war. Ihr Enkel Erasmus (Rene Naufahu), seine Cousine Charlene (Mia Blake) und deren Sohn wohnen mit ihr in dem schönen Haus mit dem großen Garten in Mt. Roskill, einem Vorort von Auckland. Zu ihren Kindern hat die alte Dame jedoch wenig Kontakt, sie scheinen schon seit Jahren Streit zu haben. Und einfacher wurden die Dinge sicher auch nicht, seitdem sie nach dem Tod ihres Ehemannes die Haustür vernageln ließ, so dass der Eintritt in das Haus nur noch durch den Hintereingang möglich war. Angeblich aufgrund einer alten Fidschi-Tradition, doch später wird klar, dass sie den Zeitraum extrem überdehnt hat. Eigentlich sieht der Brauch nur den Verschluss für einige Tage vor.
Ein Traum ist die Initiation für Nanna Marias plötzlichen Wunsch, die eingeschliffenen Konfliktstrukturen durch ein großes Fest mit einer fülligen, köstlichen Tafel, vielen Getränken und ausgelassenen Gesprächen nachhaltig zu verändern. Ihren Enkel Erasmus, der gerade völlig übermüdet von der Nachtschicht nach Hause kommt, fordert sie auf, sofort mit den Festvorbereitungen zu beginnen. Er glaubt, seine Nanna hätte nun völlig den Verstand verloren und weckt seine Cousine Charlene, die sich darum kümmern soll. Sie entschließen sich, Nannas Lieblingsenkel Tyson (Xavier Horan) zu bitten, sie bei der Umsetzung zu unterstützen, aber dieser hat andere Pläne. Er verbringt gerade mit seiner europäischen Freundin Danish Maria (Tuva Novotny) schöne Tage am Strand. Zudem wird Danish bald in ihre Heimat zurückfliegen.
Doch der Kraft und Autorität der Nanna kann keiner lange widerstehen. Bald schon kommt Leben in den Garten, es wird eingekauft, zubereitet, gekocht, einige heftige Wortwechsel zeugen von Veränderung. Beinahe scheint das Vorhaben zu scheitern, aber dann verstehen plötzlich alle, wie wichtig es ist, endlich wieder einmal die gemeinsame Familiengeschichte und den Zusammenhalt zu zelebrieren.
No. 2 ist eine Drehbuchadaption von Toa Frasers Bühnenstück, das im Juni 1999 seine Premiere am Silo Theater in Aukland hatte. „Kurz zuvor hatte ich mein Studium beendet“ erklärt Toa Fraser, „und bekam den Auftrag, ein Stück für das Silo zu schreiben. Ich war ziemlich aufgeregt, ein Stück für eine Frau zu schreiben, die zehn verschiedene Rollen spielen sollte. Das Stück war dann ein wirklich unglaublicher Erfolg.“
„No. 2“ wurde vor ausverkauften Häusern in ganz Neuseeland gezeigt, bekam den ersten Preis beim Edinburgh Fringe Festival und tourte danach in Mexiko, Holland, Fidschi, Jamaica, Schweden, Sydney und eine Saison im Kings Head in Islington, London.
Die ganze Zeit schon hatte Toa Fraser die Idee, das Bühnenstück zu einem Drehbuch auszuarbeiten: „Während eines Stipendium-Aufenthaltes 2001 auf Suva entstand die erste Fassung des Drehbuchs. Obwohl ich mit der Geschichte vertraut war, war es dennoch eine Herausforderung, das Ein-Personen-Stück für die große Leinwand umzuschreiben.“
AVIVA-Tipp: Parabel auf den Verlust von dichten, halt gebenden Familienstrukturen in der heutigen Leistungsgesellschaft. Sehr kurzweilig verfilmt, mit vielen fröhlich-lebensbejahenden Momenten sowie tiefsinnigen, sensiblen Metaphern auf die Dynamiken, die zwischen drei Generationen für Aufruhr und Verbundenheit sorgen können.
Lesen Sie auch unser Interview mit Ruby Dee.
No. 2
Neuseeland 2005, 94 Minuten
Regie und Drehbuch: Toa Fraser
SchauspielerInnen: Ruby Dee, Tuva Novotny, Mia Blake, Taungaroa Emile, Tanea Heke, Xavier Horan, Nathaniel Lees, Miriama McDowell, Rene Naufahu, Antony Starr, Pio Terei
Verleih: Arsenal Film
Kinostart: 26.10.2006